Zur Geschichte des Ortes Flederborn
(aus: Heinrich Rogge/Franz Stelter: Der Kreis Neustettin: ein pommersches Heimatbuch, Würzburg 1972)
„Flederborn (1579 [Gründungsjahr]). Mit 12 Bauern gegründet, südwestlich des Dorfes Wallachsee gelegen. Das Dorf soll seinen Namen nach einem von Fliederbüschen umgebenen Brunnen erhalten haben (Fl[i]ederborn). Der Begründer des Dorfes, Jakob Mileke – vielleicht Vorfahre des Besitzers Mielke, der noch dort bis zur Vertreibung ansässig gewesen war –, wurde als Schulze mit vier freien Hufen belohnt. Im Jahre 1592 zählte das Dorf 12 Bauern, sechs Kossäten und neben dem Schulzen einen Krüger, einen Müller, drei Spiekerer (wohl Stellmacher) und einen Schuhmacher.“ (S. 63f.)
„Flederborn war früher ein königliches Dorf im Amte Neustettin. 1769 wurde es wegen eines privilegierten Tuchmachergewerks, dem 30 Tuchmacher angehörten, zum Flecken erklärt.
In alten Zeiten hielten sich zu dieser Pfarre und besonders nach Flederborn jährlich eine hohe Zahl von Kommunikanten. Durch eine am 12. Oktober 1826 gegen Mittag ausgebrochene Feuersbrunst wurden in drei Stunden 32 Bauernhöfe nebst Zubehör, Kirche, Pfarr- und Schulgebäude in Asche gelegt.
Über evangelische Pastoren seit der Reformation
Als erster Pastor: Thomas Gabriel (vor 1594). Er zog von hier nach Hütten.
Als vierter Pastor: Johann Sulzius (1651-64) aus Goslar gebürtig. Er soll sich in seiner Jugend von Zigeunern, die ihn durch Gaben und Versprechungen an sich lockten, fast verleiten lassen, mit ihnen zu ziehen, wenn seine Mutter, eine fromme Witwe, durch eine besondere Schickung Gottes es nicht noch zu rechter Zeit erfahren hätte. Am 26. März 1651 wurde er in Wallachsee zum Pastor ordiniert. Hier musste er den ihm ganz unbekannten Ackerbau erlernen. Aber das größte übel, das er erlebte, war der grausame Überfall der Polen 1657.
Als achter Pastor: Johann Michael Bagenius (1734-55). Er war zunächst Rektor zu Wronke (Posen), musste aber wegen seiner freien Rede wider die katholische Religion mit Hinterlassung all des Seinigen von dort flüchten und kam 1734 nach hier.
Als neunter
Pastor: Daniel Friedrich Falk (1755-65). Er kam, nachdem er in Neustettin
Subrektor gewesen war, 1755 nach hier zur Unterstützung des wegen seines Alters
und seiner Schwachheit zur Ruhe gesetzten Pastors Bagenius. Er musste sogleich
alle Amtsgeschäfte übernehmen, weil dem Emeritus die Beihilfe gänzlich
untersagt war. Falk starb an der Schwindsucht, die er sich bei der Flucht vor
den Russen während des Siebenjährigen Krieges zugezogen hatte.“ (S. 204f.)
„An der Küddow, die in der Nähe von Neustettin aus dem Vilmsee auf dem Umweg über die Netze, Warthe und Oder das Wasser in die Ostsee führt, hatte man im Jahre 1928 eine geeignete Stelle bei dem Dorfe Flederborn gefunden, ein für die damalige Zeit modernes Kraftwerk zu bauen. Dort hatte eine ältere Papiermühle gestanden, die lange schon stillgelegt worden war und ein Zeitlang kleinere Mengen elektrischen Stroms geliefert hatte.
[...]
Dieses Kraftwerk
bei Flederborn an der Küddow war im Dezember 1929 in Betrieb genommen und
im Februar 1930 von einem schweren Unfall heimgesucht worden. Unterhalb der
zerstörten Anlage wurden dann noch zwei weitere Kraftwerke gebaut, die mit dem
ersten zusammen eine Einheit bilden, d.h. deren Strom zu einem gemeinsamen
Schalt- und Transformatorenhaus leiten sollten. Von dort aus wurde der Strom an
die Überlandzentrale Pommern A.G., die Erbauerin dieser Kraftwerke,
weitergegeben.“ (S. 442)
1939 hatte Flederborn 561 Einwohner und lag direkt an der bedeutenden
Reichsstraße 1, die ursprünglich von Aachen über Berlin und Königsberg bis nach
Eydtkuhnen an der deutsch-litauischen Grenze führte. Ihr Verlauf entsprach zu
weiten Teilen dem der heutigen Bundesstraße 1.
Ein beliebtes Ausflugsziel war das Gasthaus Küddowbrück,
etwas südlich von Flederborn, an der Straße von Jastrow nach Flatow. Es
existierte zumindest 1981 noch. (Weiß jemand mehr?)
Am 6.2.1720 heiratete ein Johann Koerner eine Anna Maria Wachholz, die
von 1720 bis 1741 Besitzerin des Lehnkruges Nr. 2 von Flederborn war. Kinder
aus dieser Ehe wurden zu Flederborn eingesegnet. Aus: Deutsches
Geschlechterbuch Band 62 (1929), S. 339.
(Dank an Andreas Koerner)
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